Samstag, April 07, 2012

Filmtipp: "Die Stadt der Blinden"


Irgendwann inmitten einer schlaflosen Nacht letztes Jahr bin ich beim Zappen auf ZDF oder ARD hängen geblieben, angehalten durch schöne Bilder, eine interessante Schnittführung und eine insgesamt einnehmende Atmosphäre, hat mich schließlich auch die Story überzeugt. Schon bald wurde die DVD gekauft und gestern wieder herausgekramt. Und ich bin aufs Neue begeistert, weshalb ich euch den Film natürlich auf keinen Fall vorenthalten will.

Der Plot 
Plötzlich bricht in einer Stadt eine Epidemie aus, ohne scheinbaren Grund erblinden nach und nach die Menschen. Aus Ratlosigkeit und Angst vor weiteren Ansteckungen richtet die Regierung in einer ehemaligen Nervenheilanstalt provisorische Quarantänestationen ein. Dort werden die Menschen einfach sich selbst überlassen. Schon bald, als sich die Stationen immer mehr und mehr mit Betroffenen füllen, bricht Chaos und Anarchie aus; "Mord, [Gewalt] und Vergewaltigung [werden] zur Notwendigkeit erklärt". Doch nicht alle sind blind, eine Frau ist verschont geblieben und kam heimlich mit, um ihrem Mann zu helfen. 
 
Was vielleicht erst nach einem weiteren Zombie-Film klingt, erweist sich sogleich als faszinierendes Kino, welches mit seiner anthropologischen Studie auf dramatische Art und Weise zeigt, was passieren kann, wenn Menschen in eine für sie scheinbar hoffnungslose Situation geraten.  

Nach der Bestseller-Romanvorlage des Nobelpreisträgers José Saramago und verfilmt vom renommierten brasilianischen Filmemacher Fernando Meirelles (u.a. "City of God"), debüttierte "Die Stadt der Blinden" 2008 als Eröffnungsfilm bei den Filmfestspielen von Cannes und beim Toronto International Film Festival. Doch vorher waren die Dreharbeiten mit einigen Schwierigkeiten verbunden.
Lange hat sich der Autor Saramago gegen eine Verfilmung seines Romans gewehrt, weil er fürchtete, sein Werk würde in die falschen Hände fallen. Dann schließlich konnten ihn der Produzent Niv Fichman und der Drehbuchautor Don McKellar mit ihrer Idee überzeugen. Mit Meirelles als Regisseur und seinem Oscar-nominierten Team aus "City of God" haben sie anschließend auch eine Crew gefunden, die "ein entsprechendes Verständnis für Tempo, Größe und Kreativität besitzt" (KulturSPIEGEL).
Mithilfe von "Blinden"-Workshops schaffen es auch die Schauspieler - bekannte Namen wie Juliane Moore, Mark Ruffalo, Danny Glover oder Gael García Bernal - ihre namenlosen Charaktere nicht nur überzeugend zu spielen, sondern ihnen auch eine eigene Persönlichkeit einzuflössen, die es dem Zuschauer leichter macht, die Taten derer nachzuvollziehen.

Dass so etwas überall und jederzeit auf der Welt passieren könnte, unterstreicht Saramago dadurch, dass er seinen Figuren keine Namen, sondern Nummern oder Berufsbezeichnungen, gibt, und auch der Ort, sowohl im Buch als auch im Film, verfremdet und nicht eindeutig zu identifizieren ist. Und so hinterlässt diese Allgemeingültigkeit ein beklemmendes Gefühl dessen, was geschehen könnte, wenn der Mensch nur noch sich selbst am nächsten ist.



English

I came across this film last year during a sleepless night and bought a dvd afterwards. Yesterday I watched it once again and was anew thrilled due to its beautiful pictures, interesting cutting and the whole atmosphere. For this reason, of course, I don't want to keep it back from you.
It may sound a bit like another zombie movie but it proves to be fascinating cinema instead. With its anthropologic study and in a highly dramatic way it shows what could happen if people get into an apparently desperate situation.

The plot
Suddenly there is an epidemic outbreak in a city, people begin to go blind without any cause. Because of helplessness and for fear of further contagion the government establishes quarantine wards in a former mental home. There people are simply left to their own devices. Soon, when the wards are filled with more and more individuals concerned, chaos and anarchy break out, "murder, [violence] and rape are declared as need." But not everyone is blind, a woman secretly came along with her husband, to help him.

After a bestseller by Nobel prize winner José Saramago and filmed by Brazilian renowned filmmaker Fernando Meirelles (i.a. "City of God") "Blindness" made its debut as opening picture 2008 at Cannes and Toronto Film Festivals. However, the shooting programme has involved some problems before.
A long time the author Saramago resisted a film adaptation of his book because he was afraid his work could fall into wrong hands. Then, the producer Niv Fichman and the screenwriter Don McKellar finally could convince him with their idea. With Meirelles as director and his Oscar-nominated team from "City of God" they also managed to find a crew who "understood the tempo, dimension and creativity in an appropriate way" (KulturSPIEGEL). 
By dint of 'blind'-workshops the actors - renowned names like Juliane Moore, Mark Ruffalo, Danny Glover or Gael García Bernal - also succeeded in not only playing their nameless characters persuasive but also in instilling them personalities which help the audience to understand their actions a lot. 

Saramago emphasises the fact that something of that kind could happen everywhere and at any time by not giving his characters names but numbers or occupational titles, and the location as well is alienated and not clearly identifiable. And thus, this universality leaves a disturbing feeling of that possibility, when a person is alone close to his own heart. 

Bilder: "Blindness"                  

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